Lesetipps aus der Bibliothek

In der Bibliothek werde ich oft gefragt, welche Bücher ich denn empfehlen kann. Neben meinen Lieblingsbüchern und klassischen Empfehlungen wie „Kopftuchmafia“, „Reise mit zwei Unbekannten“ oder „Bissle Spätzle Habibi“, empfehle ich diesen Sommer gerne folgende Bücher.

Für eine junge Frau, vielleicht sogar Studentin: Alles, was wir uns nicht sagen von Salma El-Wardany 

Drei beste Freundinnen. Viele ungesagte Dinge. Ein bewegender Roman über Freundschaft, Liebe und den Mut, eigene Wege zu gehen.

Malak, Kees und Jenna sind seit ihrer Kindheit befreundet und gehen durch dick und dünn. Bis ein Streit die drei auseinanderwürfelt. Jede von ihnen kämpft mit eigenen Problemen, über die es so wichtig wäre, mit Freundinnen zu sprechen. Malak reist spontan nach Kairo, um die Herkunft ihrer Familie zu spüren und einen Mann zu finden, der ihre Wurzeln versteht. Kees zieht heimlich mit ihrem weißen Freund zusammen, von dessen Existenz ihre Eltern nichts wissen dürfen. Schließlich ist er weiß. Jenna versucht erfolglos, ihre Einsamkeit mit unzähligen Dates zu überspielen. Die drei Freundinnen brauchen einander mehr denn je, doch wie können sie nach so einem Streit wieder zueinanderfinden? 

Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt, die sich kapitelweise abwechseln. 

Der Roman ist im Internet und von Promis sehr gefeiert, aber ehrlicherweise muss ich sagen, dass mich aus meinem Weltbild heraus die drei Protagonistinnen teilweise ganz schön aufgeregt haben. Ich werde nie verstehen, warum man sich von seiner Familie und Männern so behandeln und zu etwas zwingen lässt, das man nicht möchte. Und gleichzeitig hat mir das Buch etwas gezeigt, was total wichtig ist: wie dankbar ich sein kann. Dankbar für meinen Mann, der keine Besitzansprüche an mich stellt, keine Gewalt braucht, um sich mir gegenüber auszudrücken und mich anziehen lässt, was ich möchte. Wie dankbar ich für meine Herkunft sein kann, weil ich mich als Frau ganz normal und frei verhalten darf, entscheiden kann, was ich will und ich mich im Grunde vor niemandem rechtfertigen muss. Es zeigt mir, wie schwer es für Frauen in anderen Kulturen auch heute noch ist und wie bewundernswert sie dennoch für moderne Werte kämpfen. 

Das Buch hat mir einen Funken mehr Wissen und Verständnis für eine Kultur mitgegeben, mit der ich bislang recht wenige Berührungspunkte hatte. Und einiges an Achtung für Frauen wie Jenna, Malak und Kees. Allein deshalb ist das Buch mit seinen 559 Seiten absolut lesenswert. Es regt zum Nachdenken an und zeigt wieder einmal, wie wichtig eine richtig gute Frauenfreundschaft ist. 

Ältere Dame, die gerne „etwas fürs Herz“ liest:

Auch wenn mir bloße Liebesgeschichten momentan zu seicht sind, ist „Schokolade am Meer“ von Marie Schönbeck genau das, was viele Leserinnen gerade im Sommer lesen wollen. Eine (für meinen Geschmack zu vorhersehbare) Liebesgeschichte, ein schöner Ort am Meer, ein geerbtes Haus – voilà, das perfekte Sommerbuch. 

Hannah wird am Traualtar verlassen und erfährt kurz darauf, dass ihre Tante Bente gestorben ist. Kurzerhand reist sie zum Haus ihrer toten Tante nach Möwesand, der nordfriesischen Schokoladeninsel. Dort findet sie Zuflucht und begegnet Thies Lorentz aus der Schokolademanufaktur, der zwar charmant ist, aber nicht sehr begeistert, dass Hannah nun in Bentes Haus wohnt.

Das Buch ist kurzweilig zu lesen, wenn auch ein bisschen vorhersehbar. Was nicht vorhersehbar war, war dann doch auch spannend. Es liest sich insgesamt flüssig und vor allem die Landschaft ist so richtig schön für den Urlaub beschrieben. Die Protagonistin ist nicht immer sympathisch. Ein Pluspunkt ist aber die ausführliche Beschreibung des Schoko-Settings – am besten liest man das Buch abends im Bett, wenn die Zähne schon geputzt sind, sonst wird man zu leicht von den Köstlichkeiten verführt 😉 

Die gute Nachricht ist, es gibt eine Fortsetzung. Es ist der erste Band einer kleinen Serie, was mich immer freut, wenn ich das Buch entweder selber gerne gelesen habe oder es in der Bibliothek gut ankommt. Dann weiß ich wenigstens, was ich noch kaufen kann. 

Jemand, der weder Liebesgeschichte noch Krimi lesen will:

Da habe ich gerade sogar zwei Bücher vom selben Autor zu empfehlen, wobei mir eines der beiden besser gefallen hat: „Henry“ und „Damals im Sommer“ von Florian Gottschick.

In „Henry“ wird ein Auto gestohlen – mit der schlafenden 12-jährigen Henry drin. Weil Henry schon immer abenteuerlustig war, bittet sie den Dieb Sven, sie einfach mitzuentführen und nicht nach Hause zu schicken. Ein Roadtrip mit Svens Freundin Nadja entwickelt sich, und eine schöne Freundschaft. Eine Geschichte voll Ehrlichkeit, Spaß am Verbotenen, Übermut und gleichzeitig Schuldgefühlen und Elternschaft. 

„Damals im Sommer“ erzählt von einen Sommer in den 90ern, in dem zwei Brüder eine ganz besondere Urlaubsbekanntschaft machen. Filip verändert ihr Leben für immer. 

Während „Henry“ mit 320 Seiten ein ausgewachsener Roman ist, gleicht „Damals im Sommer“ mit nicht mal 200 Seiten eher einer Erzählung. Was beide Bücher gemeinsam haben: jugendliche Protagonisten, eine Mutter, die nie eine sein wollte und die schwierige Beziehung zwischen den beiden. Wenn man beide Bücher hintereinander liest, entdeckt man tatsächlich viele Parallelen zwischen den beiden Müttern in den Büchern, sogar sehr ähnliche Formulierungen. Daher wäre mein Tipp: zuerst „Damals im Sommer“ lesen, dann ein bisschen Pause mit einem anderen Buch und dann „Henry“.

Ich liebe ja Bücher mit Roadtrips ohnehin sehr (auch eine Roadtrip-Buchempfehlung: Marianengraben von Jasmin Schreiber) und Henry verleiht dem Ganzen noch eine Leichtigkeit, die einfach Spaß macht zu lesen. Diese Leichtigkeit findet sich auch in der Sprache wieder, aber ohne platt oder doof zu wirken. Im Gegenteil, die Geschichte ist sehr intelligent erzählt, aber dennoch befreit von Kompliziertheit. So skurril und unterhaltsam die Handlung ist, so nachdenklich sind einige Passagen. Die drei Abenteurer sind sehr sympathisch, der Charakter der Mutter regt zum Nachdenken an. Eine ideale Kombination! 

Weniger Roadtrip, aber auch eine Geschichte vom Erwachsenwerden ist „Damals im Sommer“. Für meinen Geschmack fast ein bisschen zu viele unnötige Details hervorgehoben, aber dennoch spannend zu lesen, vor allem über Konstellationen in der eigenen Familie und den Schwierigkeiten der Pubertät. Teilweise ein bisschen unnachvollziehbar, aber trotzdem aufregend. Am Buchdeckel steht als Leserkommentar, dass sich das Buch liest, wie wenn man verbotenerweise ein Tagebuch lesen würde. Dem stimme ich so nicht zu, da der Protagonist zwischendurch immer wieder den Leser direkt anspricht und schreibt, dass er die Geschichte erzählen will und nicht weiß, wie. Insofern: Tagebuch ja, aber nicht geheim, dafür aufregend in anderer Hinsicht. 

Krimi-Fan, der im Sommer etwas „Leichtes“ bevorzugt:

Da empfehle ich immer und immer wieder die Krimis von Thomas Stipsits. Ich lese eigentlich keine Krimis, aber diese Bücher habe ich letztes Jahr verschlungen. Die sind so leicht und unterhaltsam geschrieben, dass sie sich perfekt für den Sommer eignen. Und, was ich an Büchern, Filmen und Serien extrem gerne mag: die österreichische Seele ist ganz deutlich in Sprache und Humor spürbar.

Polizeiinspektor Sifkovits muss in jedem der drei Bücher (Kopftuchmafia, Uhudlerverschwörung und Eierkratzkomplott) einen Mordfall in seiner Heimatgemeinde Stinatz und Umgebung lösen. Doch das wäre nicht so einfach, wenn es nicht seine Mutter Baba und ihre Freundinnen gäbe, die Tag ein, Tag aus auf einer Bank an der Hauptstraße sitzen, alles beobachten und alles wissen. 

Viel Spaß beim Lesen 🙂

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