Der Sommer steht vor der Tür und damit auch die Urlaubszeit! Wohin wird es heuer gehen? Für uns wird es ein ruhiger Sommer mit Ausflügen und großer Reise dann im Herbst. Früher wäre das nicht auszudenken gewesen – da hätten wir bestimmt mindestens einen Roadtrip gemacht. Aber mit Kleinkind ändert sich das Leben eben, und das ist ja auch gut so. Ich liebe Geschichten, die unterwegs spielen trotzdem noch sehr und begnüge mich momentan eben mit gelesenen Roadtrips 😉 Für alle, die hier noch Inspiration suchen, habe ich meine liebsten Roadtrip-Romane zusammengesucht.

Morgen irgendwo am Meer von Adriana Popescu
Vier Jugendliche fahren in einer mehr oder weniger zufälligen Konstellation in einem goldenen Mercedes ans Meer. Ihr Ziel: Lissabon. Es scheint, als wäre es der perfekte Roadtrip nach der Matura, doch jeder einzelne Charakter hat weit mehr als nur Badezeug und Sonnencreme im Gepäck. Es geht viel mehr darum, wer man denn eigentlich sein will und was man mit seinem Leben anfängt. Gleichzeitig ist es eine Geschichte über Liebe, Freundschaft und das Erwachsenwerden.
Auch wenn es sich eigentlich um ein Jugendbuch handelt, habe ich es gerne gelesen. Der Schreibstil ist leicht, die Schauplätze wunderschön beschrieben und die Geschichte abwechslungsreich, nicht zuletzt weil die einzelnen Kapitel aus den unterschiedlichen Perspektiven der vier Protagonisten erzählt werden. Teilweise wirken die Probleme der Jugendlichen ein bisschen melodramatisch und zu sehr gehäuft. Insgesamt behandelt Buch aber viele wichtige Themen.
Ich kann das Buch auch für (junge und junggebliebene) Erwachsene empfehlen, da es streckenweise auch sehr spannend ist und Tiefgang hat.

Mariannengraben von Jasmin Schreiber
Paula trauert um ihren kleinen Bruder und fällt in eine tiefe Depression. Bei einer skurrilen Begegnung nachts auf dem Friedhof lernt sie einen alten Herren kennen. Er nimmt sie mit auf einen Roadtrip und die individuelle Reise raus aus der Depression.
Die Geschichte ist mit viel Feingefühl, traurig, sensibel und gelegentlich auch mit Witz erzählt. Ich habe das Buch von meinem Mann bekommen und wirklich gerne gelesen.
Reise mit zwei Unbekannten von Zoe Brisby
Die 90-jährige Maxime ist aus dem Altersheim ausgebrochen und sucht eine Mitfahrgelegenheit, um selbst über ihr Ableben zu bestimmen. Der schüchterne Student Alex hat Liebeskummer und will einfach raus. Eine Mitfahrbörse führt die beiden zusammen. Schon bald vertrauen sie sich Geschichten an, die sie sonst niemandem erzählen. Als Maxine schließlich von der Polizei gesucht wird, nimmt die Geschichte über ein ganz besonderes Duo rasant Fahrt auf. Eine einfühlsame wie verrückte Geschichte mit liebenswürdigen Protagonisten.
Morgen mach ich bessere Fehler von Petra Hülsmann
Umweltaktivistin Elli ist gemeinsam mit ihrer Tochter und ihrem grantigen Onkel quer durch Deutschland auf dem Weg zu einer Familienfeier. Als ihr ein Anwalt an der Tankstelle 500 Euro bietet, wenn sie ihn so schnell wie möglich nach München bringt, beginnt eine abenteuerliche Fahrt mit vier sehr unterschiedlichen Menschen. Was zuerst wie ein Horrortrip scheint, entpuppt sich immer mehr zu einer Reise, die am besten niemals endet.
Mir war die Protagonistin von Anfang an sympathisch. Ein Buch, das unterhält, Spaß macht und am besten nicht so schnell weggelegt wird.
Henry von Florian Gottschick
In „Henry“ wird ein Auto gestohlen – mit der schlafenden 12-jährigen Henry drin. Weil Henry schon immer abenteuerlustig war, bittet sie den Dieb Sven, sie einfach mitzuentführen und nicht nach Hause zu schicken. Ein Roadtrip mit Svens Freundin Nadja entwickelt sich, und eine schöne Freundschaft. Eine Geschichte voll Ehrlichkeit, Spaß am Verbotenen, Übermut und gleichzeitig Schuldgefühlen und Elternschaft, die sich leicht liest und Spaß macht.
Diese Leichtigkeit findet sich auch in der Sprache wieder, aber ohne platt oder doof zu wirken. Im Gegenteil, die Geschichte ist sehr intelligent erzählt, aber dennoch befreit von Kompliziertheit. So skurril und unterhaltsam die Handlung ist, so nachdenklich sind einige Passagen. Die drei Abenteurer sind sehr sympathisch, der Charakter der Mutter regt zum Nachdenken an. Eine ideale Kombination!
Die wundersame Reise der Bienen von Katja Keweritsch
Eigentlich auf dem Heimweg aus dem Urlaub, erleidet Anna eine Panikattacke im Flugzeug, das gerade starten will. Sie steigt sofort aus. Wie kommt sie jetzt nach Hause? Bus und Bahn scheiden aus, weil auch dort wäre sie eingesperrt. Über eine Mitfahrzentrale lernt sie Harm kennen, der quer durch Frankreich Bienenköniginnen ausliefert, weil er um seinen Bruder trauert.
Ein nachdenkliches Buch, das ich nur empfehlen kann.

Immer am Meer entlang von Franziska Jebens
Josi hat ihren Roadtrip mit einem hergerichteten Bulli schon ewig geplant. Paul macht sich spontan auf den Weg. Beide sind abenteuerhungrig und reisen quer durch Europa, am liebsten am Meer entlang. Ihre Reiserouten kreuzen sich, erst zufällig und später absichtlich. Sie hinterlassen sich kleine Botschaften, lernen sich gegenseitig und sich selbst besser kennen und entwickeln eine unerwartete Freundschaft. Vielleicht auch mehr?
Ein Buch, das so richtig Sommerfeeling ausstrahlt, kurzweilig zu lesen, aber trotzdem kein 0815-Liebesroman ist.
Ans Meer von René Freund
Anton ist Busfahrer und verliebt in Doris. Er macht seinen Job gerne, nicht zuletzt wegen den Fahrgästen, die täglich die gleichen sind. Eines Tages steigt die krebskranke Carla ein und möchte unbedingt das Meer sehen. Doris mag Männer, die verrückte und mutige Dinge tun, also ändert Anton kurzerhand seinen Busfahrplan und bricht mit seinen Fahrgästen, einer ziemlich bunten Truppe auf, ans Meer.
Ein kurzes Buch, das sich rasch liest. Eigentlich schade, dass es so dünn ist – Anton und Doris sind liebe Protagonisten, die man gerne auf eine längere Reise begleiten würde.
Der erste letzte Tag von Sebastian Fitzek
Auch wenn Fitzek eigentlich für seine Thriller bekannt ist, hat er zwei großartige Romane geschrieben, die tiefgründig und trotzdem unterhaltsam sind. Einer davon ist „Der erste letzte Tag“. Livius macht sich auf den Weg nach Berlin um seine Ehe zu retten. Die Flüge fallen aus, der letzte Mietwagen wird von Lea in Beschlag genommen. Lea ist eine Frau, um die Livius normalerweise einen großen Bogen gemacht hätte – zu laut, zu unkonventionell. Jetzt ist sie seine einzige Chance nach Berlin zu kommen. Also versucht sich dieses ungleiche Duo zu arrangieren. Kurz nach der Abfahrt lässt sich Livius auf Leas Gedankenexperiment ein: wie verbringst du einen Tag, von dem du annimmst, er ist dein letzter?
Eine Geschichte, die gleichzeitig zum Lachen und Weinen bringt, spannend und unterhaltsam ist.
Zuviel Roadtrip? Hier sind noch drei Bücher, die zwar annähernd zum Thema passen, deren Handlung aber nicht von der ersten bis zur letzten Seite unterwegs spielt.

Die Hochzeit meines besten Freundes (mit mir) von Tankred Lerch
Das Buch beginnt zwar auf einem kleinen Roadtrip, spielt aber dann den Rest der Handlung in Köln.
Jan und Rode sind beste Freunde, beide Single, unzufrieden mit ihrem Job und wohnen gemeinsamin einer WG. Am Heimweg von der Hochzeit von Jans Cousine fassen sie einen Plan: sie werden heiraten, obwohl sie nicht schwul sind und schon gar keine romantischen Gefühle für einander haben.
Damit beginnt ein ziemliches Verwirr- und Versteckspiel, weil natürlich niemand davon erfahren sollte. Mehr und mehr verstricken sich die beiden in Schwierigkeiten – ihre schwulen Freunde und Nachbarn kriegen Wind von der Hochzeit, Jans unbekannter Vater taucht plötzlich auf und insgesamt gerät alles aus dem Ruder. Die Geschichte, die eigentlich sehr vielversprechend klingt, hat vor allem Anfangs ihre Längen, bei denen ich Schwierigkeiten hatte, hineinzufinden. Schlussendlich war das Buch ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe, aber trotzdem unterhaltsam (wenn auch irgendwie skurril übertrieben). Was im Klappentext steht, stimmt genau: „Eine rasante Komödie über eine Männerfreundschaft, die (fast) in die Brüche geht, und eine pointierte Gesellschaftssatire über Ehe, Freundschaft und die Suche nach dem Glück.“
Niemand weiß, wie spät es ist von René Freund
Als Noras Vater stirbt, ist ihr Erbe an eine seltsame Bedingung geknüpft: sie erbt nur, wenn sie Paris verlässt und mit der Asche ihres Vaters quer durch Österreich wandert. Ein junger, sehr genauer Notarsgehilfe soll sie, die chaotische Nora begleiten. Die Wanderung voll Regengüssen, langen Gesprächen, Streits und täglichen Nachrichten von Noras totem Vater, der ihnen den Weg ansagt, verändert ihr Leben ganz schön.
Ein unterhaltsames Buch mit unerwarteter Wendung, das ich sehr gerne gelesen habe und für mich der Grund war, weitere Bücher von René Freund zu lesen.
Menschen die wir noch nicht kennen von Freya Samspon
Libby sucht nach ihrer Trennung Unterschlupf bei ihrer Schwester in London. Auf dem Weg lernt sie Frank, einen älteren Herrn, im Bus kennen. Er ist seit Jahrzehnten immer wieder auf der selben Busstrecke unterwegs, weil er eine Frau sucht, die er genau in diesem Bus vor 60 Jahren kennengelernt hat. Libby fängt an dieser Geschichte Feuer und hilft Frank gemeinsam mit seinem Pfleger Dylan, diese Frau zu finden. Doch Frank leidet an Demenz, was die Suche nicht gerade einfacher macht.

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