Wie ich lernte, dass Donnerstag die Mitte der Woche ist

Als das Renovieren von unserem Haus abgeschlossen war, startete ziemlich nahtlos ein neues Kapitel in meinem Leben: die Schwangerschaft. Eine anfangs anstrengende, aber insgesamt wunderschöne Zeit. Zu Beginn von Übelkeit und am Ende von dicken Bauch und Wasserbeinen geplagt, war die Vorfreude dennoch groß. Wir fieberten jeder Untersuchung und jeder Bewegung von unserem kleinen Zwerg entgegen. Über zwei Wochen vor dem errechneten Termin überraschten mich meine Mädels mit einer Babyparty, um diese Vorfreude zu feiern.

Wir machten lauter schöne Dinge, alle voller Neugierde auf den kleinen Menschen, der in meinem Bauch heranwuchs. Wir haben Lätzchen bemalt, Tipps über Geburtsdetails, Charakter und Aussehen vom Baby aufgeschrieben, alte Kinderfotos von uns angeschaut, meinen Babybauch bemalt, gegessen, getrunken – kurz gesagt: einen schönen Nachmittag verbracht. Nur einen Schönheitsfehler hatte die Babyparty. Meine Freundinnen waren nicht vollzählig, weil eine von ihnen in Quarantäne war. Wir haben sie zwar über den Laptop dazugeholt, aber das war natürlich nicht dasselbe. Also haben wir entschieden, eine zweite Babyparty zu machen, sozusagen ein kleines Willkommensfest für und mit meinem Sohn.

Und weil es mir so wichtig war, diesmal meine Mädels auch zu überraschen, habe ich ein kleines Gastgeschenk für sie vorbereitet. Lange habe ich überlegt und recherchiert, was ich machen könnte, bis mich die Idee einer Pflanze nicht mehr losgelassen hat. Die Pflanze soll idealerweise genauso gut wachsen und gedeihen wie mein Sohn, dem zu Ehren alle meine Mädels so unglaublich lieb und vorfreudig waren. 

Also habe ich möglichst pflegeleichte Grünpflanzen gekauft. Blieb nur noch die Frage der Übertöpfe. Kaufen wollte ich keine (und fand auch gar keine, die meinen Ansprüchen genügten) und welche mit einem Foto von meinem Sohn bedrucken zu lassen, erschien mir dann doch ein bisschen zu übertrieben. Schlussendlich habe ich (meiner Meinung nach) hübsche Keramiktassen gekauft und mit herkömmlichen Klebetattoos verschönert. Und das ging so:

Die Klebetattoos müssen vorsichtig, am besten mit einem nassen Schwamm, an der Tasse angebracht werden. Das funktioniert im Prinzip wie damals als Kind am Oberarm, mit dem kleinen Unterschied, dass man wirklich aufpassen muss, dass das Motiv nicht verrutscht. Die Tassenoberfläche ist sehr glatt. Wenn man nicht aufpasst und verrutscht, verschiebt oder verzerrt sich das Motiv.

Danach lässt man die Tassen ein paar Tage trocknen. Damit die Motive auch das Gießen der Pflanzen aushalten, müssen sie noch mit Klarlack aus dem Baumarkt übermalt werden. 

Pflanze einsetzen und fertig. Sukkulenten-Einpflanz-Tipp: unter der Erde eine Schicht Kieselsteine in den Topf füllen. Dann stehen die Pflanzen nicht zu viel im Wasser. 

Dass das Motiv lauter Wale sein musste, ist übrigens unserer Vorliebe für diese Tiere und der Verbindung zu unserem Nachnamen geschuldet. 

Auf die Tattoo-Idee bin ich gekommen, weil ich als Kind meine Schreibtischlampe mit einem Klebetattoo verschönert habe. Damals war mir das Nemo-Tattoo aus dem Kinderjoghurt zu schade für die Verwendung am Oberarm. Schließlich hätte ich dann nur wenige Tage etwas von dem Motiv gehabt. Also habe ich es kurzerhand auf den Lampenschirm meiner Schreibtischlampe geklebt, wo es (zum Glück war dieser Versuch damals erfolgreich) bis heute klebt. Zwar steht die Lampe nicht mehr auf meinem Schreibtisch, aber Nemo lacht nach wie vor von ihr herunter (mittlerweile zur Nähmaschine umgezogen). 

Übrigens: rechtzeitiger hätte die Überraschungsbabyparty nicht sein können. Am Tag danach prophezeite mir das Wochenhoroskop – zitiert von meiner Mama – eine große Lebensveränderung zu Mitte der Woche. Mittwochabend saß ich dann bei meinen Eltern im Garten und scherzte, wo denn die Veränderung nun sei. Nur wenige Stunden später fuhren mein Mann und ich ins Krankenhaus. Blasensprung. Und noch bevor am Donnerstag die Sonne unterging, hielten wir unseren Sohn stolz und wohlauf in den Armen. 

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