Grundsätzlich bin ich jemand, der schon ganz gern auch mal in ein Museum oder eine Galerie geht. Aber ich muss gestehen, der Begriff „Kunst“ macht mir oft zu schaffen oder ich stehe ratlos vor einem sogenannten Kunstwerk und fühle mich einfach etwas dumm, weil ich nicht erkennen kann, warum das jetzt Kunst sein soll. Aber immerhin bin ich nicht die Einzige, der es so geht – das zeigt mir das Buch „Der Kunsthammer“ von Olaf Eulitz, das 2016 im Verlag novum pro erschienen ist.
Eulitz sieht das Problem und bietet dem Leser eine kritische Betrachtung des Themas Kunst: Er nimmt uns mit auf eine Reise durch die Kunstgeschichte – beginnend in der Steinzeit bis hin zur jetzigen Zeit – in welcher der Kunstbegriff so diffus ist, dass man Bücher wie dieses zu Rat zieht, weil man das Bedürfnis hat, Kunst wenigstens ein bisschen zu verstehen.
Olaf Eulitz beschreibt in seinem Buch, wie das Bild im Lauf der Zeit zum Kunstwerk wird. Er liefert eine Beschreibung der jeweiligen Zeit und zeigt so auf, in welchem Kontext die Begriffe „Kunst“ und „Künstler“ in den unterschiedlichen Epochen zu sehen sind. So wird gut sichtbar, wie Handwerker zu Künstlern werden, wie dementsprechend die Autorenschaft die Anonymität ablöst, wie sich Bildtypen wandeln und welche Funktionen sie in den jeweiligen Epochen erfüllen.
Der Autor beschreibt die jetzige Situation, in der je nach Anlass behauptet wird „Alles was ein Künstler macht ist Kunst“ oder „Jeder Mensch ist ein Künstler“, selbst als äußerst unbefriedigend. Er erklärt aber verständlich, woher die Verwirrung über das Wort „Kunst“ kommt und beleuchtet deren Ursprung. Er diskutiert die Erweiterung des Kunstbegriffs und warnt davor, die Beliebigkeit, dass alles Kunst sein kann zu akzeptieren.
Etwas enttäuscht war ich an der Stelle, an der Eulitz schreibt, dass keine Definition des Begriffs möglich ist. Soweit war ich selbst auch schon. Doch er bietet schlussendlich noch Strategien an, nach denen er Kunstwerke betrachtet.
„Der Kunsthammer“ wiederholt sich an manchen Stellen etwas, aber ist sprachlich sehr angenehm zu lesen. Insgesamt ist das Buch auf jeden Fall eine ganz gute Orientierungshilfe im Kunstdschungel. Auch wenn es natürlich keine Komplettlösung geben kann, die mich plötzlich zur Kunstversteherin macht, gibt es einen ganz guten Ein- und Überblick über die Geschichte und jetzige Situation. Zwischendurch spricht es mir aus der Seele, weil die eindrucksvollen Beschreibungen von Werken, die man nur allzu oft geboten kriegt, sehr kritisiert werden. Und das nicht unbegründet: Eulitz zeigt an einigen Beispielen, warum Bilder durch solche Beschreibungen nicht bedeutsamer werden – dadurch bekommt man das Gefühl, dass man vielleicht doch nicht zu dumm ist!
Eulitz stellt außerdem fest, dass es kaum noch Kritik durch das Publikum gibt, weil sich ob der Verwirrung über den Kunstbegriff niemand mehr traut etwas zu sagen. Da muss ich sagen, leistet er ganz gute Arbeit, weil das Buch durchaus dazu ermuntert, sich das wieder zu trauen!
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