Als ich schwanger war, diskutierte ich oft bei unseren täglichen Abendspaziergängen mit meinem Papa, wie sich das Leben mit Kind wohl ändern würde. Damals war ich noch der Überzeugung, das Kind könne auch mal locker einen Abend mit dem Papa verbringen und ich kann meinem Lieblingshobby nachgehen: Theaterbesuche. Als unser Kleiner dann da war, musste ich fast schon lachen über diese Naivität, die man sich als frischgebackene Mama schon gar nicht mehr vorstellen kann. Abende alleine mit dem Papa erwiesen sich als schwieriger, als gedacht, da unser junger Herr sehr bald sehr wählerisch wurde und die Milch aus einer Flasche verabscheute. Auch wenn es Muttermilch war. Außerdem habe ich einfach unterschätzt, wie anstrengend der Alltag mit Baby ist. Die Tage und Nächte sind fordernd, jeden Abend schlafe ich vorm Fernseher ein. Da kostet es ganz schön Überwindung, abends nicht im Pyjama auf der Couch zu gammeln, sondern sich Gewand ohne Milchflecken anzuziehen und sich in das Kulturleben zu stürzen. Aber jetzt, wo mein Kind schon ein Jahr alt ist, kann ich sagen, dass ich trotzdem einige sehr schöne Kulturerlebnisse hatte. Und dass die kleinen Dinge im Alltag viel schöner sind, als jedes Hobby, brauch ich sowieso nicht zu sagen. Auch wenn mir Musik im Theater ganz schön unter die Haut gehen kann, ist es immer noch am schönsten, wenn mich mein Kind mit seinen blauen Augen und den Grübchen anstrahlt.

Bei meinem ersten Kulturbesuch nach der Geburt war er gerade mal ein Monat alt. Es war der Abend vorm Muttertag. In einem Nebensatz erwähnte ich, dass ein Konzert von Drew Sarich wäre und ich unter anderen Umständen wohl gerne gegangen wäre. Kurzerhand schickte mich mein Mann los, zwang mich förmlich, eine Karte zu kaufen und meinte, er würde das Kind schon schaukeln. Tatsächlich ging es gut und als ich heimkam, schlief er friedlich. Und das Konzert war großartig. Auch wenn ich mein Handy dabei fest umklammert hatte, falls zuhause der Hut brennen sollte.
Die nächste Challenge war ein Konzert von Herman van Veen, für das mein Mann, mein Papa und ich schon lange Karten hatten. Das Konzert wurde wegen Corona immer wieder verschoben und ich traute mich nicht, es sausen zu lassen. Man weiß ja nie, wie oft man Herman van Veen noch in Wien sehen wird. Und siehe da, auch dieser Abend war großartig und verlief ohne Komplikationen. Als ich heimkam, saß meine Mama völlig KO auf unserer Couch, aber Baby J schlief friedlich in der Federwiege.
Über den Sommer ließ ich die Kulturbesuche etwas schleifen und wog immer ab, ob es sich auch wirklich lohnte, mein Kind dafür alleine zu lassen. Das war vielleicht ein kleiner Fehler, weil er sich so die mühsam zumindest ein bisschen antrainierte Flasche wieder abgewöhnte und ausschließlich gestillt werden wollte.
Also musste ich umplanen und meine Kulturdroge kinderfreundlicher zu mir nehmen. Wie ich das gemacht habe? Hier eine Liste an Veranstaltungen, die auch als Mama super waren:
Der Tag der offenen Tür im Raimund Theater. Es war sehr viel los und man brauchte unbedingt eine Trage, mit Kinderwagen wäre das zu eng gewesen. Aber zu dem Zeitpunkt mochte er die Trage sowieso lieber, weil er da mehr sah. Sogar ins Theater konnte ich mit ihm und ein paar Kostproben aus „Rebecca“ genießen. Anfangs fand er es faszinierend, was sich da auf der Bühne tat. Während die Darsteller:innen gesungen und getanzt haben, schaute er gebannt zu. Als dann aber über Inszenierung und co geredet wurde, verlor er schnell die Aufmerksamkeit und begann ein bisschen unruhig zu werden. Also habe ich ihn kurzerhand im Theater gestillt, was uns beiden einen entspannten Nachmittag bescherte. Meine Mama schüttelte zwar liebevoll den Kopf, weil sie es nie geschafft hätte, so öffentlich zu stillen, aber das war mir immer egal. Mein Baby muss essen und wen das stört, der kann ja wegsehen.

Mit dem Baby im Kino
Zufällig habe ich vom Babykino im Cinema Paradiso in Baden erfahren, damals noch ein Geheimtipp. Einmal im Monat spielte das Kino einen aktuellen Film, vormittags und mit gedämpfter Lautstärke. Das Baby kann einfach mitkommen und schlafen, essen oder krabbeln. Wir genossen das sehr und waren mit Baby öfter im Kino als vor der Schwangerschaft. Unser Kleiner hat sich eigentlich immer sehr gut benommen und den Film kaum gestört. Ich hatte immer Zweifel, ob es auch beim nächsten Mal gut gehen wird, aber wenn ich im letzten Jahr eins gelernt habe, dann Dinge einfach mal auszuprobieren und das Vertrauen zu haben, dass es gut gehen wird. Notfalls geht man eben heim (was aber noch nie notwendig war).
Bei unserem letzten Besuch im Babykino (die Kinder dürfen da maximal 12 Monate alt sein), war ich überrascht über die plötzliche Beliebtheit. Während wir früher mit maximal drei anderen Familien im Kino waren, waren diesmal mindestens 20 im Saal. Mittlerweile ist der Kinobesuch gratis (von der AK gesponsert, aber auch die 5 Euro pro Erwachsenen waren früher meiner Meinung nach absolut fair) und ich finde es super, dass sich so ein tolles Angebot doch endlich rumgesprochen hat.
Was ist denn bitte ein Krabbelkonzert?
In einem Newsletter habe ich von Krabbelkonzerten in Wien gelesen: Klassische Musik für Babys und Kleinkinder aufbereitet. Ich muss ehrlich sagen, dass es mir fast übertrieben vorkam, als schwangere Mamas zu mir gesagt haben, ich soll dem Babybauch Mozart vorspielen. Aber als unser Kind dann auf der Welt war, haben wir schnell bemerkt, dass ihm Musik einfach gefällt – auch ohne Mozart im Babybauch.
Also habe ich gemeinsam mit einer Freundin das Krabbelkonzert im Bezirksmuseum Josefstadt von Klassik Cool ausprobiert. „Plüschtierkonzert“ hieß das Programm und war wirklich nett gemacht: aus einem Koffer wurden nach einander Kuscheltiere gezogen, zu denen jeweils ein passendes klassisches Stück am Klavier gespielt wurde. Dazu wurden Bewegungen vorgemacht, die die Erwachsenen und auch größere Kinder mitmachen konnten. Meinem Sohn hat es wirklich gut gefallen.
Das Konzert dauerte ungefähr 45 Minuten. Es gab ausreichend Parkplätze für Kinderwägen. Das Konzert war im 1. Stock, der Kinderwagen blieb im Eingangsbereich. Der Saal selber war mit Matten ausgelegt und schuhfreie Zone, sodass sich die Kinder frei bewegen konnten.
Früher verlacht, heute geliebt: die Nachmittagsvorstellungen
Seit letztem Herbst bin ich ein wahrer Fan von Nachmittagsvorstellungen im Theater geworden. Die Nachmittage samt Nachmittagsschläfchen waren bei uns immer relativ einfach, da er am liebsten im Wagerl bei einem Spaziergang schlief. Also war ich zu Mittag noch zuhause, fuhr dann ins Theater und war pünktlich zum Abendessen und Einschlafbegleitung wieder da. Anfangs war vor allem das Musical „Nine“ in Baden für mich perfekt. Sonntagnachmittag (15 Uhr) ist zwar eine absurde Zeit fürs Theater, aber das Stück war so gut, dass ich gerne bei Sonnenschein ins Theater ging. Und weil das so gut funktionierte, wurde die Sonntagsnachmittagsvorstellung von „Rebecca“ eine liebgewonnene Tradition mit meiner besten Freundin. Immer wenn sie über ein Wochenende da war, fuhren wir ins Theater. 14 Uhr ist zwar noch absurder und fast ein bisschen stressig zu Mittag, aber was tut man nicht alles für seine Sucht? Dass Rebecca auch nach so vielen Jahren wieder so einfährt und ich dem Stück wieder verfalle, hätte ich sowieso nicht gedacht.
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