Oft habe ich es schon im Internet gesehen, jetzt haben wir auch eines: ein Motorikboard. Die Idee finde ich schon länger cool. Zu beobachten, wie schnell ein Kind das Board entdeckt und motorische Fähigkeiten erlangt, ist faszinierend.
Dinge mit Klettverschluss voneinander lösen ist beispielsweise etwas, was mein Sohn schon mit 10 Monaten durch immer wieder Probieren recht schnell gelernt hat. Die Möglichkeiten auf einem Motorikboard sind je nach Alter fast unendlich. Wir haben uns für folgende „Aufgaben“ entschieden: Metallriegel, Bilder mit Klettverschluss, ein Schuhband, eine Röhre um Kugeln durchzurollen, eine alte Dose mit Drehverschluss, eine CD zum Drehen, eine Fahrradklingel, einen Schlüsselbund, zwei Klappbilder, einen Lichtschalter und eine Geldbörse.
Ursprünglich wollten wir auch eine alte Computertastatur drauf montieren, weil unser Sohn immer sehr gerne „helfen“ will, wenn jemand am Computer sitzt. Die Tastatur hätte aber so viel Platz auf dem Board eingenommen, dass wir sie ihm einfach extra hingelegt haben. Immer wieder drückte er Tasten und amüsierte sich über Haptik und Geräusche. Mittlerweile haben wir ihm die Tastatur aber wieder weggenommen, da er herausgefunden hat, wie die Tasten runtergelöst werden können. Die einzelnen Tasten steckt er dann in den Mund – das war mir doch zu gefährlich.
Wir haben alle Materialien auf einem Regalbrett aus dem Baumarkt montiert (bzw meine beste Freundin hat das gemacht) und dabei drauf geachtet, dass alle Ecken möglichst rund, alle Kanten gut geschliffen und keine Kleinteile ablösbar sind. Das fertige Motorikboard haben wir dann in der Gehschule montiert, sodass er dort auch gut beschäftigt ist, wenn ich mal im Bad bin oder schnell koche.
Unsere Erfahrungen bisher sind sehr gut. Er kann noch nicht mit allem etwas anfangen, aber das macht nichts. Die Dinge, die er schon bespielen kann, macht er gerne. Und wenn er gerade sehr konzentriert ist, dann entdeckt er neue Fertigkeiten. Wir können also, so wie alles andere nach Montessori bis jetzt (siehe Artikel hier), das Motorikboard sehr empfehlen.
Weil mich die Ideen und Konzepte von Maria Montessori so begeistert haben, habe ich ein bisschen recherchiert und bin dabei auf ein Buch gestoßen, das zwar nichts mit Montessori zu tun hat, aber mich doch auch sehr angesprochen hat: Kinderköpfe ticken anders von Kate Silverton.
Kate Silverton ist Entwicklungspsychologin, Kinder-Psychotherapeutin und BBC-Journalistin. Ihr Buch war im englischen Sprachraum ein Bestseller, nun ist er auch auf Deutsch erschienen.
In „Kinderköpfe ticken anders“ wird sehr einfach erklärt, wie die Gehirnentwicklung eines Kindes funktioniert, wo die Unterschiede zum Gehirn eines Erwachsenen liegen und wie man Wutausbrüchen begegnen kann. Kate Silverton erklärt alles anhand ihrer eigenen Bilder: das menschliche Gehirn ähnelt einem Baobab-Baum mit einer Eidechse, einem Pavian und einer klugen Eule. Sehr einfach verständlich erklärt Kate Silverton, welche Region des Gehirns (also Eidechse, Pavian und Eule) wann und wie reagieren und wie man als Eltern damit umgehen kann.
Im ersten Teil des Buches wird das Konzept und somit auch die Gehirnfunktionen erklärt, sodass man im zweiten Teil alltägliche Situationen leichter versteht. Anhand konkreter Beispiele zeigt Kate Silverton, wie man auf Wutausbrüche, Trotzanfälle und Co reagieren kann, ohne dabei das Kind zu verletzen. Was mir an ihrer Herangehensweise sehr gut gefällt, ist, dass es stets um die Beziehung zum Kind geht und das Kind immer ernst genommen wird. Ein Trotzanfall entsteht nicht aus reiner Bosheit des Kindes, sondern weil es sich unverstanden, einsam oder sonst irgendwie überfordert fühlt. In dem Buch werden einige Tipps gegeben, wie man dann auf Augenhöhe reagieren kann, das Kind und seine Gefühle ernst nimmt und viel leichter Trotzanfälle wieder auflöst, als gedacht.
Mein Sohn ist zwar noch nicht ganz in diesem Alter, aber ich bin sicher, jetzt ein bisschen besser gerüstet zu sein und mein Kind und seine Art zu denken besser zu verstehen. Ich wollte nie Erziehungsratgeber lesen und habe mir immer gedacht, es reicht, wenn ich mit Liebe erziehe. Dass es dabei aber wichtig ist, halbwegs zu verstehen, was in unseren Kindern vorgeht, habe ich mir so nie überlegt. Ob mit dem Wissen und den Tipps, die in „Kinderköpfe ticken anders“ gegeben werden, wirklich alles so gut läuft, dass man jede Situation problemlos meistern kann und sein Kind emotional so stärken kann, wie man sich das wünscht, kann ich natürlich noch nicht sagen. Aber ich würde auf jeden Fall behaupten, dass es nicht schaden kann, das Buch gelesen zu haben.
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