Wie sich mein Kindheitstraum einer eigenen Bibliothek erfüllt hat

Ich habe schon immer gerne gelesen. Als ich ein Kind war, habe ich Unmengen Bücher unterm Christbaum gehabt, von denen ich einige noch zu den Feiertagen ausgelesen habe. Damals schon war ich fasziniert von Büchern und weil ich so viele hatte, träumte ich von einer eigenen Bibliothek. Das war so natürlich nie umzusetzen, aber diesen Traum gab es einfach. 

Lange hatte ich nicht mehr daran gedacht, bis ich in der örtlichen Bibliothek, die wir eigentlich nur aus Langeweile einmal anschauen wollten, einen großen Zettel hängen sah. „Freiwillige gesucht.“ Plötzlich fiel mir mein Kindheitstraum wieder ein. Also meldeten wir uns bei der Leiterin und so schnell konnten wir gar nicht schauen, waren wir Teil des Teams und für ein eigenes Verleihzeitfenster verantwortlich. Schnell wurde die Bibliothek so etwas wie ein ausgelagertes Wohnzimmer, wo wir gerne waren und uns auch gerne um Bücher und Leser:innen kümmerten. 

Dass wir dann sogar die Ausbildung zu ehrenamtlichen Bibliothekaren machen sollten, freute vor allem mein inneres Kind. 

Auch wenn ich mir meine eigene Bibliothek als Kind anders vorgestellt habe, freue ich mich sehr, dieses Ehrenamt gefunden zu haben. Die Begeisterung fürs Lesen vor allem an Kinder weiterzugeben ist jede Woche schön. 

Was ich besonders liebe, ist der Einkauf neuer Bücher. Wie gesagt, Bücher waren schon immer mein Ding. Dass ich dann auch noch Unmengen an Büchern kaufen darf und nicht selbst dafür Bankrott gehe, ist ein Segen. Vor allem seit ich unsere Stammbuchhandlung kenne. Dort fühlt man sich immer willkommen, wird großartig beraten und geht immer mit mehr Büchern nach Hause als geplant. 

Aber, wie es immer ist, gibt es natürlich auch Kehrseiten eines Ehrenamts. Da gibt es Leser, die Bücher aus dem Regal nehmen, anschauen und an einen völlig anderen Platz zurückstellen. Oder die, die die Bücher dann verkehrt in das Regal stellen. Mit dem Buchrücken nach hinten und den Seiten nach vorne. Oder es gibt Menschen, die die Bibliothek versehentlich mit einem Müllplatz verwechseln und dann auch noch das Gefühl haben, eine gute Tat vollbracht zu haben. („Diese 10 Kartons Bücher brauche ich nicht mehr, aber sie sind alle wie neu und waren mir zu schade zum Weggeben. Deshalb spende ich sie euch.“ – die Standardaussage für Bücher aus der Nachkriegszeit mit zerrissenen Seiten, angemalte Kinderbücher in alter Rechtschreibung, Schulbücher aus den 00er Jahren und „Klassikern“, die kein Mensch je freiwillig lesen würde.) Aber es gibt auch Kinder, die es kaum erwarten können, wenn wir eine neue Lieferung bekommen haben. Oder Erwachsene, die sich über das Gelesene unterhalten möchten. Und das sind die Gründe, warum ich die Arbeit gerne mache (auch wenn mich erstgenannte Phänomene oft mehr aufregen als notwendig). 

Letzten Endes bin ich also froh, meinen Kindheitstraum zwar erfüllt zu wissen, ihn aber mehr oder weniger zum Spaß auszuleben. Ich glaube, wenn ich davon leben müsste, würde es nicht mehr halb so viel Spaß machen. 

Passend dazu habe ich ein Buch gefunden: Neue Bekenntnisse eines Buchhändlers – Shaun Bythell. Ich lese sehr gerne die Facebook-Meldungen von den Büchereien Wien (schaut mal rein, ich amüsiere mich immer sehr!) und habe mir dieses Buch zugelegt, weil ich etwas ähnliches erwartet habe: viel Witz über den Umgang mit Büchern und Leser:innen. Diese Erwartung wurde zwar nicht ganz erfüllt, aber dennoch waren „Neue Bekenntnisse eines Buchhändlers“ unterhaltsam. 

In Wigtown, Schottland, gibt es über 10 Buchhandlungen. Eine davon ist Shaun Bythells Antiquariat. Mit dem Meer um die Ecke sollte das eigentlich der Traum eines jeden Bücherwurms sein. Eigentlich. Doch täglich kommen die seltsamsten Anfragen von Menschen, die nicht verstehen, wie eine Buchhandlung funktioniert. 

In den Bekenntnissen eines Buchhändlers geht es aber auch um die Liebe zu Büchern und die Freude über unerwartete Fundstücke. Das Buch ist wie ein Tagebuch geschrieben und dadurch sehr kurzweilig zu lesen (obwohl ein Jahr ganz schön lang sein kann – deshalb ist das Buch auch recht dick). Shaun Bythell trifft einen sehr trockenen Tonfall in seinen Tagebucheinträgen, die nicht nur von anstrengenden Kunden, sondern auch von Freundschaften, der Umgebung und den Sorgen eines jeden Geschäftsmannes erzählen. Anfangs ist es dennoch ein bisschen schwierig, in das Buch „hineinzufinden“. Trotzdem habe ich beim Lesen große Lust bekommen, in Wigtown in einer Buchhandlung Urlaub zu machen – ja, das geht. Aber erst in frühestens zwei Jahren, weil bis dahin ausgebucht. 

Ich finde, das Buch sollten alle Bücherwürmer lesen, einfach aus der Liebe zur Sache. Bei meiner Recherche habe ich oft gefunden, dass vor allem Teil 1 von Shaun Bythell so großartig sein soll. Vielleicht sollte ich ihn mir auch noch zulegen.

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3 Antworten auf „Wie sich mein Kindheitstraum einer eigenen Bibliothek erfüllt hat

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  1. Hi,
    danke für die Vorstellung dieses Buchs. Ich habe als Autor meine Royalties in Buchläden investiert und liebte es, ab und an in einem meiner Buchläden zu arbeiten. Heute bin ich privatisierender Büchersammler. Ich glaube, entweder man ist buchaffin oder nicht. Ist man es, gleicht es einer Sucht, da Bücher Bücher anziehen.
    Wir fahren oft durch England, wo wir wohnen, auf der Suche nach ‘rare books’, Erstauflagen, signierte Exemplare etc. für unsere private Bibliothek.
    Wir wünschen viel Spaß in der Bibliothek
    The Fab Four of Cley
    🙂 🙂 🙂 🙂

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    1. Hey, danke fürs Teilen deiner Gedanken! Das klingt schön. Wünsche viel Erfolg und tolle Fundstücke bei eurer Suche nach rare books 🙂 ich liebe es auch sehr, in Buchläden aller Art zu stöbern!
      Liebe Grüße!

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      1. Gerade sind wir mit einigen Büchern zurückgekommen. Wir fanden einen der schönsten Buchläden, die wir je besucht haben, in Saltair, wo David Hockney geboren und im gleichen Gebäude die größte Sammlung seiner Bilder zu sehen ist. Der Buchladen ist hell, groß und luftig. Er ist hervorragend sortiert. Die Buchpräsentation in einem riesigen Raum ist edel.
        Anyway, jetzt muss ausgepackt werden.
        Vielen Dank und alles Gute
        The Fab Four of Cley
        🙂 🙂 🙂 🙂

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