Mit Büchern auf Reisen – Etappe 1

Für 2024 habe ich mir überlegt, eine kleine literarische Reise zu machen: ich lese Bücher, die in unterschiedlichen Ländern Europas spielen, damit ich mich in der Unendlichkeit der Bücher, die mich interessieren würden, eine kleine Erleichterung bei der Auswahl habe. Natürlich werden alle Bücher hier am Blog vorgestellt. Also: gute Reise und viel Spaß beim Lesen!


Die ersten drei Länder habe ich heute schon parat. Also einsteigen bitte: der erste Zwischenhalt ist in Deutschland, wo lustigerweise auch das Buch vom Reisen handelt.

Nur 300 km“ von Rüdiger Bertram trägt die Beschreibung „Ein Roadmovie zum wichtigen Thema Inklusion“ und ist mehr zufällig in meinem Bücherregal gelandet. Ich liebe ja Roadmovie-Bücher, deswegen habe ich ursprünglich übersehen, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt. Was zwischendurch aber gar nicht schlimm ist, im Gegenteil.

Carl ist mit seiner Mutter im Ostsee-Urlaub, wäre aber lieber im Camp für Rollstuhl-Skater. Als ihn eines Tages am Strand der Flip-Flop von Fee trifft, weicht die Langeweile an der Ostsee schlagartig einem Abenteuer. Fee ist aufgweckt, schlagfertig und hat eine Idee: gemeinsam mit Carl will sie nach Berlin reisen, damit Carl sich mit seinem Vater versöhnen kann. Das Verhältnis ist seit dem Unfall, durch den Carl im Rollstuhl sitzt, schwierig.
So startet ein Roadtrip nach Berlin. Sind ja nur 300km. Unterwegs kommt Carl drauf, dass Fee ganz andere Hintergedanken verfolgt. Sie will eigentlich die Ex-Kanzlerin in Berlin treffen, weil Carls Vater früher ihr Chauffeur war. Aber da sind sie schon mittendrin im Abenteuer.

Für mich ist es das erste Buch, das ich gelesen habe, in dem der Protagonist im Rollstuhl sitzt. Mir waren vorher einige Mühseligkeiten im Alltag eines Rollstuhlfahrers einfach nicht bewusst – insofern ist das Buch ein wichtiger Beitrag zur Inklusion. Man bekommt einen ganz anderen Blick, obwohl die Geschichte humorvoll und leichtfüßig erzählt ist. Sympathische Charaktere, der sensible Umgang mit Behinderung und humorvolle wie auch tiefe Gespräche von Jugendlichen, die Freunde werden, machen das Buch lesenswert – auch für Erwachsene.

Weiter geht es nach Frankreich, wo das nächste Buch spielt, wieder ein Jugendbuch. Dieses Buch wollte ich schon länger lesen, weil ich letztes Jahr durch meine ehrenamtliche Tätigkeit in der Bibliothek die Autorin kennengelernt habe. Grund genug, das Buch endlich zu lesen!

Das Antiquariat der verlorenen Dinge“ von Daphne Mahr macht schon mit seinem hübschen Cover auf sich aufmerksam. Und auch wenn ich eigentlich keine Fantasy-Geschichten mag, klang der Plot für mich spannend: „Ein altes Antiquariat, ein Funken Magie und eine Reise quer durch Frankreich –
perfekte Zutaten für fantastische Lesestunde
Ein Traum geht für die 16-jährige Clara in Erfüllung als sie ein Praktikum in einem alten Antiquariat mitten in Lyon machen darf. Doch kaum angekommen, merkt sie, dass es dort nicht mit rechten Dingen zugeht: Sobald Clara ein Buch findet, in dem ein Vorbesitzer einen Gegenstand vergessen hat, verhalten sich der grummelige Monsieur Mathis und die Antiquariatsbesitzerin Yvette Lombard äußerst merkwürdig. Noch dazu scheinen die Bücher selbst und die Dinge in ihnen Geheimnisse in sich zu tragen. Und ehe sie sichs versieht, befindet Clara sich auf einer Reise quer durch Frankreich, bei der sie den Rätseln zwischen den Seiten nachjagt und mit magischen Familiengeheimnissen konfrontiert wird.“

Ein Buch über Bücher ist für mich als Leseratte immer spannend. Außerdem gibt es eine Verfolgungsjagd, die eigentlich auch etwas von einem Roadtrip hat, eine Liebesgeschichte, schöne französische Landschaft und ein Happy End. Was will man mehr?

Der Prolog hat mir den Einstieg in die Geschichte ein bisschen schwer gemacht, aber schon bald war ich bei Clara und ihrem Sommerjob angekommen. Das Buch, in der Ich-Perspektive erzählt und immer wieder durchbrochen von alten Briefen anderer Charakteren, ist spannend, bildhaft und gut geschrieben. Auch wenn ich immer noch nicht viel mit magischen Elementen in Büchern anfangen kann, war die Geschichte bis zum Schluss spannend. Ich konnte mich – auch wenn ich eigentlich zu „alt“ für dieses Buch bin – gut in die Protagonistin Clara hineinversetzen und bin sicher, dass dieses Buch bei der Zielgruppe sehr gut ankommt.
Dass ich für die Geschichte doch etwas zu alt bin, merkte ich dann doch daran, dass ich mich zwischendurch auch sehr gut in Claras Eltern versetzen konnte – vielleicht sogar noch ein bisschen besser als in Clara selbst. Wenn ich nur darandenke, dass mein Kind tagelang auf magischer Mission ist, ohne Handy und ohne dass ich etwas davon weiß, wird mir fast ein bisschen schwindlig.
Abgesehen davon aber ein nettes Jugendbuch, auch für Erwachsene, vor allem, wenn man Fantasy und Magie mag 🙂


Der letzte Zwischenstopp für heute führt uns nach England, genau genommen in den Cornwall.
Willkommen in Camelford“ von H.L. Iffland spielt, wie der Titel schon sagt, die meiste Zeit in Camelford.

„Auf den ersten Blick ist Camelford im Hinterland von Cornwall nicht der malerischste Flecken Englands. Kein Wunder also, dass die gesamte Gemeinde Kopf steht, als der bekannte, und immer noch gut aussehende, Soap-Darsteller Cosmas Pleystein ankündigt, seinen neuen Film hier drehen zu wollen. Wird Camelford bald so berühmt sein wie die Drehorte von »Game of Thrones«? Vieles spricht dagegen. Zum Beispiel, dass die Produktionsfirma das raffinierte Drehbuch ohne Wissen des Hauptdarstellers zu einer kitschigen Schnulze umgeschrieben hat. Als Pleystein von dem Verrat erfährt, flieht er Hals über Kopf vom Set. Und plötzlich sucht ganz Camelford einen Hauptdarsteller…“ Der Klappentext lässt eine Suche, ein Verwirrspiel oder auch eine Krimi-Komödie vermuten. Nichts davon trifft zu.

Beim Lesen war ich mir nie sicher, ob es sich hier um eine Persiflage handelt oder die Geschichte ernst gemeint ist. Auch konnte ich einige Handlungsstränge nicht wirklich deuten und habe teilweise den roten Faden verloren. Aber dennoch macht das Buch wirklich Lust auf Cornwall. Vielleicht gerade weil Camelford so unaufregend und trist beschrieben wird, würde ich es bei meiner nächsten Cornwallreise jedenfalls auf die Must-See-Liste setzen.

Erzählt wird die Geschichte vorwiegend aus der Sicht des alternden Schauspielers Cosmas, bei dem ich mir nie sicher bin, ob er nicht eine Persiflage auf das ganze Filmbusiness und seine Schauspieler ist. Zwischendurch gibt es Kapitel, die aus der Sicht der Dorfbewohner:innen erzählt werden. Diese beiden Handlungsstränge werden erst spät miteinander verknüpft, wo dann schließlich ein Mord (ja, ein bisschen Krimi ist es dann doch) aufgeklärt wird.

Insgesamt ein bisschen chaotisch, amüsant, verrückt und mit vielen schönen Orten eine nette Unterhaltung für zwischendurch.

Im Cornwall habe ich vor einigen Jahren einen wunderschönen Urlaub verbracht, ein paar Erinnerungen findet ihr hier.

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